Invasion der Gewächse
(nach Örkeny und Döblin)
Wir spazieren über das Jahrtausendfeld, und das Korn auf den Halmen, das während einer Kunstaktion hier zwangsangesiedelt wurde, kommt mir seltsam grau vor, als wollte es diesem Stadtteil nicht den Gefallen tun, neuerlich von seinem Boden Besitz zu ergreifen, obwohl von den giftigen Nebeln des Industriezeitalters nur noch Spuren vorhanden sind. Aber das ist, sagt Stötzer und lacht, ein Täuschungsmanöver der Pflanzen.
Längst stehen sie bereit, als hätten sie immer schon auf ihre Stunde gewartet. Haben sich als Nutzpflanzen getarnt, und Partisanen vorgeschickt wie die Ackerwinde, die sich an Maschendrahtzäunen entlanghangelte. Jede Invasion braucht ihre Vorbereitung, Planung.
Im ungenutzten Hafenbecken hatten sich Pflanzen gesammelt, im Clarapark und im Auwalds, sie haben Plagwitz belagert bis zur Attacke um die Jahrtausendwende. In einem Fenster ein Topf mit Geranien, rote Blüten winkten den neuen Pflanzen zu, als wollten sie aufmuntern, hier, genau hier in dieser vergifteten Gegend zu wachsen.
Tarnen und Täuschen ist für Pflanzen das Mittel der Wahl.
die pflanzen in der stadt sind unterschätzt, weil sie nicht bellen.